1. Tag

Erste kleine Strecke um die Steigung zu erfahren

Heute also der erste Tag. Ich habe nur eine kleine Strecke geplant, um hereinzukommen und um sich nicht wieder am Anfang zu viel zuzumuten. Immerhin geht es bei den geplanten 6,5 km auf über 600 Meter hoch. Das ist für jemanden aus Norddeutschland schon mal eine Herausforderung. Ich möchte natürlich über den hoch gelegenen Pass (Napoleon-Strecke) 

Die Nacht im sonst fairen Hotel war wegen eines aktiven Pärchens bis 4 Uhr unruhig. Stöpsel in den Ohren halfen nicht, da sogar mein Bett, dank schönen Altbauboden, im Takt mitwippte. 

Das tolle Frühstück ließ mich positiv in den Tag schauen, trotz des permanenten Regen. 

Ich brach auf und besorgte mir zunächst noch einen Regenschutz für den Rucksack. Die Wetterprognose für die nächsten Tage sind Regen und sogar in höheren Lagen Schnee. 

Alle meine Gedanken über Equipment wurden und werden gerade voll belohnt. Der aufkommende Wind mit Regen sind extrem. Die Belastung schon recht anstrengend. Aber der Weg ging gut und mir geht es hervorragend. 
Was an gepackten Klamotten bisher nicht zum Einsatz gekommen ist, ist nun dran. Mein gebuchtes Luxuszimmer (110,-€) auf eine Berghütte entpuppt sich als Verschlag. Bett mit Papierbezug, keine Heizung (und es ist kalt), sowie eine Glühbirne, Gemeinschaftstoilette ohne Klobrillen. Also voll mein Ding. 

Das heißt alle Sachen an. Schlafsack raus und zunächst Gastraum aufsuchen und wärmen. 

Das ist der Grund, warum ich Zeit finde so viel zu schreiben, Zeit verbringen bis zum gemeinsamen Abendessen und dann ins Bett. 

Der Weg heute war übrigens toll. Eine wirklich schöne Landschaft. Die Belastung reichte fürs Erste. Morgen verdreifache ich die Strecke. Dann geht es richtig los.

Bis zum Abendessen dauerte es noch etwas. Es brauchte nicht lange und ich kam bei einem Bier mit einem Niederländer ins Gespräch. Wir haben uns sofort gut verstanden und die Zeit zum Abendessen ging schnell vorüber.
Am Abend gab es ein typisches gemeinsames Pilgerabendessen. Besonders gelungen fand ich die Bitte vom Wirt, dass wir uns alle kurz aneinander vorstellen und unsere Motivation mitteilen. Es war natürlich eine lange Runde, doch es war sehr interessant zu hören, was all diese Menschen aus den unterschiedlichen Nationen auf dem Weg so an Gedanken mitbringen.

Zurückgelegte Strecke: 7 km
Körperliches Wohlbefinden: sehr gut
Füße: sehr gut
Tritte in Hundescheisse: 0
Kuhfladdich: 1

Quartier: Refuge Orisson
Wer den ersten Tag langsam angehen lassen möchte, kommt um diese Unterbringung nicht herum. Die Betten in der Region sind rar.
Es ist eine Pilgerherberge, die auch Einzelzimmer anbietet, zu einem überhöhten Preis. Die Gemeinschaftszimmer sind klein und im Frühjahr ist alles recht feucht. Es gibt kaum Möglichkeiten Wäsche zu trocknen und die Sanitären anlagen, sind schlecht. Es gab nicht einmal Klobrillen!
Positiv war das Abendessen in der Gemeinschaft. Die Vorstellungsrunde, bei der jeder kurz, etwas zu sich sagen durfte, lies Gemeinschaftsgefühl aufkommen. Ein sehr stimmungsvoller Abend, den man sich mit einer kalten Nacht verdienen muss.

Erstes Bild auf dem Camino

Wanderstiefel auf Pfahl
Das Fotografieren rückte aufgrund der vielen Eindrücke erst einmal in den Hintergrund. Natürlich habe ich mit dem Smartphone reichlich „Strecke“ dokumentiert. Als ich dann den verlorenen Schuh sah und hinter mir den zurückgelegten Weg, fand ich es eine gute Gelegenheit ein symbolträchtiges Foto zu machen. Hier zeigte sich schon die erste Schwäche einer Handy-Kamera. Es regnete, der Bildschirm war nass, ich konnte wenig erkennen und die Einstellungen waren sehr fummelig. Also beließ ich es bei den Voreinstellungen.

t: 1/470
ƒ: 2,0
ISO: 32
Brennweite: 52 mm

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