15. Tag – Castrojeriz



Du kannst auf dem „Camino“ gehen, aber du gehst den Jakobsweg erst wen du dich auf ihn einlässt.

Erik continúa.

Weiter gehen

Hassliebe, so kann ich das bezeichnen, was ich für diesen Weg empfinde.
Die Menschen hier sind mir einfach zu viel. Die Gruppenbildung, insbesondere diese eine große Gruppe, die unglaublich laut ist.

Dabei gibt es Menschen, die schaffen es morgens aufzustehen, rumzupoltern und den ganzen Tag zu reden, selbst in der leisesten Natur reden Sie laut. Aber wenn du dann morgens in der Herberge aufstehst, sind es dieselben Menschen, die für alle Kaffee gekocht haben.

Pilger; oft so viele, dass man sie nicht vorweg gehen lassen braucht, denn hinter dir befindet sich schon die nächste Diskussionsrunde. 
Beim Gehen suche ich nach wie vor die Einsamkeit, aber abends dann die Gemeinsamkeit.

Jeder Tag ist anders, der Körper verändert sich tatsächlich und auch die Gedanken verändern sich. Man muss wirklich aufpassen, dass man nicht von einem Reisebericht ins Philosophieren abrutscht. 
Bis zu einem gewissen Grad ist das aber ja ein Stück Weg. 

Vielleicht wiederhole ich mich, aber ich bin überrascht, welchen Druck sich hier manche Menschen aussetzen. Im Gespräch dringt es oberflächlich nicht durch. Später, wenn man nach den Beweggründen für diesen Weg fragt, sagen viel zum Beispiel „ich will es mir noch mal selbst beweisen“. Das oberste Ziel für fast alle ist diese Compostela. Eine Urkunde, die man bekommt, wenn man den Weg gemacht hat. Dabei muss man wissen, dass die schon für einen ausgestellt wird, wenn man die letzten 100 km gelaufen ist. Wo kommt dieses Dogma her, diesen kompletten Weg laufen zu müssen, manchmal gegen jede Vernunft.

Und ich will das nun auch?
Ich werde weitergehen. Es ist für mich ein Test. Was passiert mit deinem Körper. Wie entwickeln sich die Gedanken? Jeden Tag, was Neues. Was erst unbequem, wird nun auf unbekannte Weise zur Neugierde. Und am Ende finde ich ja vielleicht eine Antwort.

Und dann war da ja noch der Weg selbst: Nett, abwechslungsreich, aber es war bisher doch eher ein Weg der Gedanken und weniger der Natur zum Beispiel.  


Zurückgelegte Strecke
Heute: 19,6 km
Gesamt: 286,5 km
Körperliches Wohlbefinden: sehr gut, aber Halsschmerzen
Füße: gut

Quartier in Castrojeriz: El manzano
Kleines, zentral gelegenes Hotel. Unter dem Hotel ist eine Bar, die aber früh schließt. Die Zimmer sind sehr klein, mit eigenem Bad. Insgesamt stimmt die Leistung zum Preis.

Hier ein anderes Quartier in Castrojeriz finden

Morgenstimmung in Schwarz/Weiß

Am Morgen nutzte ich das Licht der aufgehenden Sonne, um dieses Foto der Kirche von Castrojeriz zu machen. Mir war sofort klar, dass dieses Motiv später in der Nachbearbeitung zu einem Schwarz/Weiß-Bild werden würde.

t: 1/270
ƒ: 1,6
ISO: 32
Brennweite: 26 mm

Schreibe einen Kommentar