26. Tag – O Cebreiro



Ein abwechslungsreicher Tag

Sei glücklich und mache andere Menschen glücklich. 

Satz, den ich in der Pilgermesse vorlesen durfte

Heute ging es früh los. 

An diesem Tag bin ich allein unterwegs gewesen und hatte viel Zeit für die eigenen Gedanken.
Körperliche Anstrengungen und Gedanken – gehen immer wieder eine bemerkenswerte Symbiose ein. 

Es dauerte 16 km (!!!)m bis es endlich von den Straßen und der Autobahn weg ging. Dann wurde es ruhig und die Landschaft dominierte. Wir alle wussten, dass uns noch ein heftiger Aufstieg bevorstand. Eine kleine Kostprobe auf Asphalt circa 60 m hoch, bevor wir auf einem Waldweg abbogen. Von da an ging es nur noch aufwärts. Es kostete eine Menge Kraft und Schweiß.
Am höchsten Punkt angekommen, habe ich nicht mal mehr ein richtiges Foto gemacht. Ich beschloss, ein Hotel in einem Nachbarort zu stornieren, um in einer normalen Pilgerherberge direkt am Weg zu bleiben.
Auch wenn der Aufstieg über holprige Pisten ging, wurde er langsam immer besser. Ich bin kurz vor Ende der Tagesetappe in die Region „Galicia“  gekommen. Die Landschaft ist wirklich toll.  Ich freue mich auf mehr. 

Mit viel Glück habe ich noch eine Unterbringung bekommen. Just als ich eintraf, telefonierte der man an der Rezeption mit einem Gast, der sein Bett für die Nacht stornierte. Ansonsten war die Herberge ausgebucht. Der Ort ist voll und so schlafe ich nun mit zehn Leuten auf 25 m².
Voll mein Ding!
Dann war ich aber doch verwundert, wie zivilisiert es zuging. Natürlich knüpft man hier viele Kontakte und hat reichlich Gespräche.

O Cebreiro ist ein recht kleines Dorf, in dem es früher Pilgerhospitäler gab. Es hat eine lange Pilgertradition. Vermutlich noch aus der keltischen Tradition zurückzuführen, sind hier Häuser mit Strohdach zu besichtigen. Insgesamt hat der Ort im Verhältnis zu Größe einiges zu bieten.
Vielleicht erklärt das, warum es so schwer war, hier für eine Nacht unterzukommen. Während des Abendessens kam ein Reisebus an und wir Pilger wurden für kurze Zeit einmal mehr zu Statisten für die Pilgerkulisse.

Habe ich schon darüber gesprochen, wie hier kleine Ursachen eine große Wirkung haben können? Wie oft stößt man sich zu Hause, einen Zeh, humpelt ein wenig und dann ist alles vergessen. Hier ist das schnell mal eine Katastrophe, den unter Umständen kann man dann nicht weiter. Zum Restaurant bin ich heute zum ersten Mal (in meinem Leben) auf Flip-Flops gelaufen und mit diesen Dingern direkt gestolpert. Habe mir beide Zehn leicht verletzt. Ich hoffe, dass es morgen nicht zum Nachteil wird.
Egal, weiter geht’s und nun mal sehen, was Abend und Nacht bringen…

Am Abend ging ich dann in die Pilgermesse. Es wurde ein sehr bewegendes Erlebnis, auch wenn ich nicht viel, verstanden habe.
Als wir zum Ende gebeten wurden, uns gemeinsam um den Mönch zu versammeln, hielt ich mich etwas schüchtern zurück. Das konnte ich nicht durchhalten. So machte ich mich schließlich auch auf in Richtung Altar und der fröhlich versammelten Pilgertraube, um mich anzuschließen. Als der Pastor/Mönch schließlich fragte, ob jemand aus Alemannia dabei sei, hob ich, noch im Gehen, instinktiv die Hand. Ich war der Einzige! Oh, Wunder – hier sind doch angeblich so vieles Deutsch unterwegs? So wurde mir die Ehre zuteilen, einen Text vorzulesen. 
Der Text war zu meiner Überraschung ein emotionaler Volltreffer, der mich noch lange begleiten wird. Über alles muss man ja aber auch nicht schreiben.

Es mag die unterschiedlichsten Gründe geben, Pilgern zu gehen. Ich kann allen, die sich auf den Pilgerweg machen, nur empfehlen ein wenig Spiritualität zu suchen. Und dazu gehört auch, sich einer ökumenischen (Veranstaltung) anzuschließen.

Zurückgelegte Strecke
Heute : 29,5 km
Gesamt: 568,4 km
Körperliches Wohlbefinden: sehr gut
Füße: gut

Quartier in O Cebreiro: Pilgerherberge
Hier eine Unterkunft zu finden, ist nicht einfach. O Cebreiro ist klein und recht begehrt bei Pilger. Ich würde dringend empfehlen, im Voraus zu buchen. Die Nacht in einer kleinen, kommerziellen Pilgerherberge, 25 qm für 10 Betten.

Quartier in O Cebreiro finden…

Pallozas deuten auf eine lange Geschichte von O_Cebreiro hin

Am Abend hatten wir eine wundervolle Lichtstimmung. Spätestens hier vermisste ich eine richtige Kamera, um tolle Landschaftsaufnahmen zu machen.

t: 1/220
ƒ: 2,4
ISO: 25
Brennweite: 14 mm

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