Ein Kilo von „wenig“ wegzukürzen, eine echte Aufgabe.
erik vor dem Camino
Obwohl ich nun zum vierten Mal auf einen Jakobsweg gehe, ist eine gewisse Nervosität zu spüren. Ich suche meine Sachen zusammen und stelle fest, dass ich keine Routine darin habe, einen Pilgerrucksack zu packen. Auf einer normalen Reise benötige ich dafür sehr wenig Zeit – aber das Pilgern mit einem Rucksack auf dem Rücken ist eine ganz andere Herausforderung.
Beim letzten Weg war ich mit etwa 9 kg unterwegs. Ich bin der festen Meinung: Jeder, der gesund ist, sollte das Paket dessen, was er meint zu benötigen, auch selbst tragen können.
Was Pilger historisch mitnahmen
Schon im Mittelalter reisten Pilger mit sehr wenig. Die klassischen Bestandteile der Ausrüstung waren: ein Pilgerstab, ein Mantel, eine Gürteltasche, ein Wasserkrug, eine Muschel als Pilgerzeichen und ein Hut mit breiter Krempe. Alles Weitere war Luxus – oder wurde unterwegs geliehen, getauscht oder geschenkt.
Der Weg sollte geprägt sein von Demut, Verzicht und innerer Einkehr – nicht vom Mitführen aller Eventualitäten. Wer zu viel trägt, trägt auch innerlich schwer.
Persönlich erzähle ich oft davon, mit wie wenig man auskommen kann – und wie befreiend das sein kann. Dieses Mal: Der Camino Primitivo, bekannt für seine vielen Höhenmeter und das ständige Auf und Ab. Ist es etwas Besonderes, zumal das Wetter äußerst wechselhaft sein kann. Mein Ziel ist es, unter 8 kg zu bleiben, um leicht Höhenmeter machen zu können und zusätzliche Reserven für ausreichend Wasser (es ist Hochsommer) zu haben.
Dabei ist ein Kilo von „wenig“ wegzukürzen, eine echte Aufgabe. Ich muss liebgewonnene Begleiter aussortieren – und mir selbst beweisen, dass weniger tatsächlich mehr ist.
Und so lerne ich, was Kleinigkeiten an Gewicht ausmachen: Der Becher für die tägliche Portion Magnesium, zwei Packungen Papiertaschentücher, eine lange (leichte) Hose und ein T-Shirt – schon waren es über 500 g weniger.
Was dann noch rausfliegt , wird zur Herausforderung.
„Der Camino Primitivo gilt als der älteste Jakobsweg. Besonders landschaftlich reizvoll und körperlich fordernd – mit steilen Anstiegen, dünner Besiedlung und viel Natur. Wer ihn geht, sucht meist nicht den bequemsten, sondern den ehrlichsten Weg.
Also ich bin bereit…