Santillana del Mar | Tag 6

Kilometer tilgen im Vorstadt-Raum auf Asphalt

Ist saurer Apfelwein gut für die Muskulatur?

Erik de larga distancia


Nach einer stickigen Nacht im Zweibettzimmer einer Großstadt ging es früh am Morgen los. Pilger scheuen oft den urbanen Raum – viele nahmen vermutlich den Zug oder Bus, denn beim Gang aus der Stadt war ich seltsam allein.

Nach knapp 13 Kilometern hatte ich immer noch keine Gelegenheit, etwas zu essen. In der Stadt war am Morgen noch alles geschlossen, und auf dem Dorf gibt es selten früh etwas, wen überhaupt.
Mein neuer Diätplan: morgens 6:15 Uhr Kaffee mit nichts, und dann gegen 11 Uhr in eine Bar einfallen und von allem bestellen, was auf dem Tresen ausgestellt ist. Danach 15 km Verdauungmarsch.
Blöd nur wenn man abends 500g Steak und ein Eis danach verdrückt. Daran feil ich noch ein bisschen weiter.

Während es an asphaltierten Nebenstraßen allmählich durchs Inland ging, wurde mir klar, dass Großstädte eigentlich keine lohnenswerten Pilgeretappen sind. Die Unterbringung ist teuer, und was man sehen kann, lässt sich oft schon beim Durchqueren mitnehmen. Abends hält sich der Genuss ohnehin in Grenzen – man ist müde, der Radius ist begrenzt. Und auch das essen ist erheblich teurer.

Auf den letzten acht Kilometern wurde die Strecke endlich ländlicher, ohne viel befahrene Straßen – dafür aber mit Regen.

Der Einmarsch in Santillana del Mar ist seltsam: Eben noch läuft man an Fabriken vorbei, dann durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend mit Bauernhöfen und Maisfeldern, und plötzlich marschiert man in eine mittelalterliche Stadt ein – voller Touristen, dicht an dicht Souvenirshops im historischen Gewand.

| Santillana del Mar zählt zu den schönsten Dörfern Spaniens. Der Ort ist bekannt für seine vollständig erhaltene mittelalterliche Architektur und die romanische Colegiata de Santa Juliana, eine ehemalige Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert.

Zum ersten Mal trinke ich Apfelwein – ein typisches regionales Getränk. Wäre die Flasche nicht vor meinen Augen geöffnet worden, hätte ich gedacht, sie sei verdorben.

| Asturischer Apfelwein (Sidra) wird traditionell ohne Kohlensäure hergestellt und vor dem Trinken aus großer Höhe eingeschenkt, um ihn zu belüften. Das verleiht ihm seinen charakteristischen Geschmack – frisch, herb und leicht gärig.

Es gibt aber Liebhaber wie ich am Nachbartisch erfahren konnte. 🙄

Das mit dem einschränken und diesem speziellen Korken habe ich erst später kapiert.

Die Strecke insgesamt war sehr lang. Ich hatte Glück mit dem Wetter: Die Sonne brannte nicht, und auch die Wegbeschaffenheit war günstig. Bei 36 Kilometern in der Hitze – ich weiß nicht, wie ich danach darauf gewesen wäre.

Wenn man sich trotzdem auf den nächsten Tag freut, macht man doch irgendwas richtig?

Streckeninfo
Tagesstrecke km: 36,5
Zeit: 8:57
Gesamt Wanderstrecke km: 159
Schritte nur die Tour: 43975

Körperliches Wohlbefinden: naja
Unterkunft: Einzelzimmer 😎

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